Das ganze Abenteuer begann mit einer harmlosen email meines Freundes Skippie mit dem Hinweis auf eine Verlosung von Eintrittskarten für ein Showcase einer amerikanischen Country-Band namens Big & Rich im Online-Magazin www.countrymusicnews.de .

Weder diese Website noch die Band waren mir bis dato ein Begriff. Aber wer gewinnt nicht gern? Also rauf auf die Seite und einfach mal blind mitgemacht. Das war donnerstags. Montags traute ich meinen Augen nicht: In meinem Email-Eingang fand ich eine email mit dem Titel “Gewinnbenachrichtigung”, Absender CountryMusicNews!

HUCH! Hatte ICH da wirklich einmal Glück gehabt und etwas gewonnen???? Nun wurde ich ein wenig hektisch. Man hört ja immer wieder von “Gewinnen” die man später teuer bezahlt, also wollte ich der ganzen Sache näher auf den Zahn fühlen und las mich nun bei CountryMusicNews in die Sache ein:

Ein amerikanisches Duo mit dem Namen Big & Rich plante zu Promotion-Zwecken zwei Auftritte vor geladenen Medienvertretern in Europa: am 11.08.04 in Hamburg und am 13.08.04 in London, um ihr Debut-Album “Horse Of A Different ColorHorse Of A Different Color” dem europäischem Markt vorzustellen. Außerdem sollte das ganze Event gefilmt werden und das Material in dem in Kürze erscheinendem Video-Clip zu Big & Rich’s Song “Love Train” verarbeitet werden.

Dieses Album hatte in den USA Platz 1 der Billboard Country Charts und immerhin auch Platz 14 der Pop-Charts (!) erreicht. Ich wunderte mich, dass mir dieser Name bisher komplett entgangen war.
Der Artikel kündigte Big & Rich als Revolution der Countrymusic an, als Betreiber eines losen Zusammenschlusses von Countrymusikern namens “Muzik-Mafia”, die die Grenzen von Countrymusik, Pop, Hiphop und Rap mühelos überspringt.
“OoooJessesMariaUnnJosef” war mein erster Gedanke, ge-rap-te Countrymusic???

Es handelte sich nicht um ein übliches Konzert, sondern um ein “Showcase”, welches auf der Mississippi-Queen, einem Raddampfer im Hamburger Hafen stattfinden sollte. 200 Journalisten und Medienvertreter waren auf diese perfekte Location geladen und als Farbtupfer sollten auch einige Countryfans anwesend sein - daher die Verlosung der Tickets.

Sofort rief ich Skippie an um ihm von meinem Gewinn zu berichten und zu beraten, ob wir zusammen nach Hamburg fahren sollten. Skippie, ebenfalls skeptisch in Sachen “gewinnen” recherchierte den Sachverhalt akribisch: Die Band existierte, der Dampfer existierte, die Reederei existierte, keinerlei Hinweise auf faule Tricks... Harry & Skippie

Fest entschlossen, jeden zu verklagen, der uns mit einem Gewinn nach Hamburg lockte, um uns dann womöglich eine Rheumadecke zu verkaufen, einigten wir uns unter dem Motto “Let the Show begin” darauf, mittwochmittags unsere Büros zu verlassen, nach Hamburg zu düsen, das Konzert zu besuchen, bei meiner in der Nähe wohnenden Schwester zu nächtigen, donnerstagmorgens heim zu eiern um donnerstagmittags wieder hinter unseren Schreibtischen zu sitzen.

Und glaubt mir: Das Unglaubliche, was wir beide dort auserwählt waren zu erleben, war ohne Einschränkung alle Mühen wert!!!

Staufrei, klimaanlagenverwöhnt und Stetson-behütet kamen wir an dem sehr heißen Mittwochabend dann im Hamburger Hafen an und fanden tatsächlich ein Schiff namens Mississippi-Queen, das genau so aussah, wie das, was wir im Internet gefunden hatten.

mit Lucius Reichling von Truck StopLucius Reichling von Truck Stop Wir begaben uns zur Landungsbrücke, stellten uns der dort zahlreich anwesenden Security namentlich vor und - unglaublich - wir standen auf der Gästeliste und uns wurde freundlich grüssend Einlass gewährt!

Unter unseren Stetson fühlten wir uns vor etwaigen Rheumadeckenverkäufern ziemlich sicher und erkundeten nun erst einmal das Schiff, welches zur Unterhaltung der Gäste nun zu einer Hafen- und Elbrundfahrt ablegte. Schmunzelnd bemerkten wir, dass wir während unserer Promenade über das Oberdeck von allen Seiten neugierige Blick erhielten. Aufgrund unserer Stetson-Buckle-Boots-Erscheinung hielt man uns offenbar für Mitglieder der Band und wir ließen uns nicht lumpen, alle Bewunderer mit einem zähen “Hi”, “Howdie” und “H’are y’a” in diesem Glauben zu lassen und mit wohlwollenden Kopfnicken zu beglücken... LOL!

Natürlich traf ich in Hamburg wie immer auch die Preisrätsel-Gewinner- Abonnentinnen Dörthe und Maike. Und, eine wirkliche Überraschung, auch Lucius Reichling, der Sänger von Truck Stop wollte es sich nicht nehmen lassen, sich mit mir fotografieren zu lassen, um dann in Kürze auf meiner Homepage zu erscheinen.

Um das seltene Glück, einen amerikanischen Number-One-Top-Country-Act hautnah zu erleben nicht zu schmälern, stellten wir uns schon vor Beginn direkt vor den Mikros auf und warteten auf das, was da kommen sollte.
Die gleichen Beweggründe schien auch der anwesende Kameramann zu haben, der uns dann im späteren Verlauf dieses unglaublichen Ereignisses immer wieder lupenrein auf’s Korn nahm und unsere Begeisterung auf Celluloid presste. Wir werden zweifelsfrei in dem neuen Video-Clip zu “Love Train” zu sehen sein.

Musiker betraten die Bühne. Alles erinnerte an ein übliches Countrykonzert: zwei Akustik-Gitarren standen bereit, ein Schlagzeug, Bass, E-Gitarre, Steelguitar, eine Fiddle. Alles schien ganz normal.Big Kenny

Doch dann kamen dort ein Cowboy-Cool und ein Wahnsinniger mit Rettungsweste, stellten sich nicht mal einen Meter vor uns an die Mikros und legten - ich kann es gar nicht in Worte fassen und bin immer noch ganz sprachlos - so was von dermaßen los, Leute, so was hab ich nie erlebt und nie für möglich gehalten! Ein unbeschreiblicher John Rich - Cowboy Stevie WonderSound, eine unglaublich andere Art von Musik wurde uns  mit einer Selbstverständlichkeit absolut selbstsicher und professionell-fehlerfrei um die Ohren gehauen, dass es mir Schuhe, Socken und Nägel auszog und ich einen wahrhaften Begeisterungsanfall erlitt, der ich sich erst gute 2 1/2 Stunden später wieder leicht legte, von dem ich mich aber mit absoluter Sicherheit nie wieder ganz erholen werde.

Was ich da hörte war das waghalsigste an Crossover, was ich bisher gehört habe, was aber diese Bezeichnung wirklich verdient, also eine musikBig & Rich in actionalische Grenzüberschreitung und Vermixung aller Genres der Musik. Da wurde Countrymusic nicht nur gespielt, sondern ge-rockt, ge-grooved, ge-hip-hopt, ge-funkt und gerappt, und, obwohl ich es donnerstags zuvor nicht für möglich gehalten hatte, es klang saugeil und ich war der Ohnmacht nahe!

Wir hörten Musikstücke mit Titeln wie “Everybody Wants To Kick My Ass” oder die an die weibliche Bevölkerung gerichtete Aufforderung “Save A Horse, Ride A Cowboy!”. Es war Party total, unterbrochen nur von schönen zweistimmigen Balladen wie “Holy Water” oder “Live This Life”und einem wirklich gelungenen Akustik-Teil mit bisher nicht veröffentlichten Stücken.

www.haraldrau.deBemerkenswerterweise kommunizierten Big Kenny & John Rich ständig mit dem Publikum und auch durch Abänderung ihrer Texte nahmen sie immer wieder Bezug auf Hamburg und Deutschland; ein Umstand, der uns bewies, dass die beiden sich bereits im Vorfeld wirklich mit diesem Auftritt und ihrem Publikum auseinander gesetzt hatten und der mit Beifallsstürmen quittiert wurde.

Nun, die Jungs wurden vom rocken ziemlich durstig. Unwissende hatten den Herren Wasserflaschen (!) bereitgestellt. Wirklich konstatiert rief John, dass er Texaner sei und generell Whiskey trinke. Sofort eilte ein livrierter Kellner mit einer Flasche Jim Beam in Richtung Bühne und John nahm einen Zug wie ein Husky nach Prost Skippie!einem Wüstenrennen. Zweifelnd, ob es sich bei dem Inhalt nun wirklich um Whiskey handeln konnte rief Skippie “There’s tea in there, you are cheating!”, woraufhin John ihm mit den Worten “taste it” die Flasche reichte. Nachdem der Skipper einen tiefen Schluck lachend und hustend hinunter gewürgt hatte, gab er mir die Flasche, und ja, es war richtiger Whiskey! Ich gab die Flasche natürlich ebenfalls weiter und so kreiste sie dann letztlich durch das komplette Schiff. Ich nehme an, dass der Musikverlag Warner Music den Whiskey später zahlte, denn das Kreisen folgte anschließend noch mit zwei weiteren Flaschen, und kein Kellner verlangte später eine Zeche.


www.haraldrau.deÜbrigens: das Ritual des gemeinsamen Alkoholkonsums wurde bereits vor ca. 2000 Jahren erfolgreich praktiziert und hat nachhaltig für Eindruck bis in die heutige Zeit gesorgt. Allerdings handelte es sich damals um Wein.(Quelle: www.bibel.de)Original Setlist mit Autogrammen

Alles hat ein Ende und irgendwann verließen Big & Rich die Bühne. Als Souvenir sicherte ich mir sofort die Original Playlist der Beiden. Zusammen mit Dörthe und Maike warteten wir, und da es nur einen Ausgang vom Schiff gab waren wir ziemlich sicher, auch Autogramme ergattern zu können. Und schon wieder wurden wir überrascht: Wir wurden mit Promo-Artikeln überhäuft, bekamen speziell für diesen Act angefertigte T-Shirts, Poker-Spiele mit Aufdruck ihrer Konterfeis, Big & Rich-beschriftete Jetons und natürlich auch Autogramme. Sie ließen sich sogar auf ein Gespräch mit uns ein und bereitwillig posierten sie für gemeinsame Fotos. Wir hatten w



www.haraldrau.deirklich nicht den Eindruck , dass sie dies wegen der Publicity taten, denn die Journalisten und Medienvertreter waren bereits gegangen. Nein, sie waren stolz und hatten wirklich Spaß und Freude daran, dass unJohn Rich & Harald Raus ihre neue Art von Countrymusic gefallen hatte.

 We had a Big&Rich time!

Ich weiß nicht, ob mich Big Kenny Alphin & John Rich’s Musik beim einfachen Abspielen ihrer Big & Rich CD in einem handelsüblichen 





www.haraldrau.deCD-Player annähernd beeindruckt hätte, aber die Anwesenheit bei diesem Auftritt war für mich das unglaublichste Musikerlebnis, was ich je hatte, und welches wohl nur von einem Skippie, Big Kenny & Harald RauGarth-Brooks-Konzert in meinem Wohnzimmer getoppt werden könnte.

 

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